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Freitag, 25.10. | 18 Uhr

Paula Rot: Katja Brunner & Magda Drozd
(Zürich / Zurich)

⇒ Focus meine 3 lyrischen ichs

Die Autorin Katja Brunner und die Musikerin Magda Drozd treffen sich an einem Ort, der heisst: Paula Rot. Gegensätze ziehen sich an: Katjas rhythmische und treibende Texte treffen auf Magdas sphärisch-flächige Klänge. Ein meditativer Ruf nach Veränderung. Ihr literarisches, performatives und musikalisches Set dreht sich um Hymnen an die Natur, um den Zufall als steuerbare Instanz, um Verwundbarkeit, den Nebel als Schwester des Dampfs und um Symbiose oder Tod, ein Diktum von Michel Serres.
Alles ist in Bewegung, diskursive Überlagerungen in der Sprache sind aufgehoben in dampfender Musik. Elemente tauchen auf. Einmal, mehrmals. Verschwinden wieder. Spoken word trifft offensive, öffnende Soundwelten.

Katja Brunner, Theaterautorin, geboren 1991 in Zürich, studierte Literarisches Schreiben am Literaturinstitut Biel/Bienne sowie Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.
2013 gewann sie den Mülheimer Dramatikerpreis für von den beinen zu kurz. 2014/15 war Katja Brunner Hausautorin am Theater Luzern, ihre Stücke wurden u.a. am Schauspielhaus Zürich, Schauspiel Köln, BOCHUM, Schauspiel Leipzig, Theater St. Gallen und der Volksbühne Berlin uraufgeführt. Im Frühjahr 2022 wurden zwei Brunnerstücke mit gewohnt feministischer Strahlkraft uraufgeführt: Die Kunst der Wunde am Schauspiel Leipzig und die Shakespeareüberschreibung Richard Drei am Schauspiel Köln, ihr Monolog für die vaterlosen an den Münchner Kammerspielen wurde am Theatertreffen 2024 gezeigt. Ihr Erstlingsbuch geister sind auch nur menschen erschien 2021 bei der gesunde Menschenversand.

Sie arbeitete am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, und doziert am Bieler Literaturinstitut und in Wien an der angewandten.

 https://www.youtube.com/watch?v=unlid8otN-g
www.katjabrunner.com
www.magdadrozd.com

Katja Brunner (1991) was born in Zurich, Switzerland where she also grew up. She studied Dramatic writing at the University of the Arts in Berlin and Literary writing at the Institut for Literature in Biel/Bienne, CH.
She is a writer of plays and of prose, whose plays are performed internationally and who, among other accolades, has been awarded the Mülheimer Dramatikerpreis for her debut play stumpy legs too short, von den beinen zu kurz. Currently she is working on a new version of the taming of the shrew for Deutsches Theater Berlin. An important part of her body of work is collective writing with e.g. Martina Clavadetscher or performing her texts alongside musicians such as Magda Drozd.Her works explore the boundaries of the human body, power distribution and abuse of power, they have been translated into many languages. She generally lives and works between the Alps and Berlin.

Magda Drozd is an artist whose work spans music, sound art, and composition. Her approach to music is experimental and boundary-pushing. Utilizing a diverse array of influences and techniques, she creates distinctive and alluring soundscapes that delve into intuitive and speculative perceptions of the world through sound.
Her music was published on the labels Präsens Editionen and Hallow Ground and her sound performances and installations were shown in many institutions in Europe. In addition to her solo work, she also composes for film, video art, theater, and radio.

 

Foto Nicola Genovese

SEITE 90 IM TELEFONBUCH

Soeben wollten wir uns brieflich an sie wenden, aber es gelang uns nicht. Seite 90 Im Telefonbuch, wo Sie früher standen, da, wo Sie früher vermerkt waren, klafft heute ein Loch. Da, wo Sie früher drin lagen, ist heute eine Lücke. Da, wo Sie früher ihre Wünsche hielten, zusammengepresst zwischen gierigen Oberschenkeln, da ist heute das Loch zum Telefonbuch.

Sie sind gelöscht. Wir wollten gerne brieflich Kontakt zu ihnen aufnehmen, aber Ihre Personalie ist dem System entronnen. Vielleicht war sie ein kleines Rinnsal, ihre Personalie, die zaudernd auf einem Kopf zerstieb.

PAGE 90 IN THE TELEPHONE BOOK

We wanted to communicate with you just now by letter but weren’t able to. Page 90 in the telephone book, on which you’d once been, on which you were listed, is now a gaping hole. Today, where you once were is now a gap. The place where you used to keep your wishes, squeezed together between two greedy thighs, is now the hole in the telephone book.

You’ve been erased. We wanted to contact you by post, but your personal details have escaped the system. Maybe it was a small trickle, your personal details happily dripping onto someone’s head.

 

Translated from the German by Tess Lewis